Arzneimittelknappheit - was ist zu tun?
Eine spannende Diskussion mit Fachleuten zur Medikamentenversorgung erlebten über 50 Personen bei der Veranstaltung mit Dr. Peter Liese MdEP. Organisiert hatten dies die Frauen Unionen aus dem Kreis Olpe und dem Märkischen Kreis sowie die Senioren Union Kreis Olpe.
Die Diskutanten waren vor Ort in Attendorn und digital zugeschaltet. MdEP Dr. Peter Liese (Europaabgeordneter für Südwestfalen), Thomas Rochell ( Vorsitzender Apothekenverband Westfalen-Lippe e.V.), Dr. med Dr. oer. Richard Ammer (Fa. Medice Pharma GmbH&CoKG, Iserlohn), Dr. Lukas Peiffer (Apotheker aus Attendorn) und Dr. Stephan Mönninghoff (Allgemein- und Palliativmediziner aus Lennestadt) referierten aus jeweils ihrer Sicht und wie wir selber, die Politik oder der Arzt und Apotheker vor Ort zur Lösung dieses ernsten Themas beitragen können.
Denn das Problem der Arzneimittelknappheit hat sich in den letzten Jahren in Deutschland und Europa dramatisch verschlimmert. Eltern bekommen keinen Antibiotikasaft für ihre Kinder, Medikamente für Herzpatienten oder psychische Erkrankungen und sogar Krebsmedikamente sind immer mal wieder nicht verfügbar. Lieferengpässe über mehrere Wochen in der Apotheke sind keine Seltenheit. Wir hier in Deutschland und Europa waren es gewöhnt günstige Arzneimittel immer und überall zur Verfügung zu haben. Dann kam Corona und auf einmal merkten wir am eigenen Leib, dass die billigen Arzneimittel, die in China und Indien produziert wurden, wegen geschlossener Häfen nicht mehr zur Verfügung standen.
Jetzt ist aber Corona vorbei und dennoch haben wir noch immer Lieferengpässe zu verzeichnen. Auch das Lieferengpassgesetz der Bundesregierung sehen die Experten kritisch.
Hier in Deutschland wird sehr viel Geld für innovative Medikamente ausgegeben. Teilweise mehr als in vielen anderen Ländern der Welt. Wenn der Patentschutz abgelaufen ist, wird seitens der Krankenkassen um jeden Cent gefeilscht. Laut dem Pharma Produzenten Ammer sind Produktionskapazitäten in Deutschland vorhanden, die Unternehmen müssten aber Miese machen, wenn sie zu den Preisen der Krankenkassen produzieren. Aus diesem Grund wurde die Arzneimittelproduktion nach China und Indien verlegt. Die Auswirkungen daraus sind uns nun bekannt.
Eine große Lösung wäre, wenn wir nicht nur die Medikament, die extra für Deutschland produziert wurden, nutzen dürfen, sondern auch auf die Medikamente in Europa zurückgreifen könnten. Verpackungsgrößen und Farbe der Pillen würden variieren und auch der Beipackzettel in fremder Sprache kann z. B. durch einen QR-Code ersetzt werden. Hier müssen die Krankenkassen mitarbeiten und Genehmigungen erteilen.
"Die Genehmigungsverfahren in Deutschland müssen schneller und unbürokratischer werden. Ohne Tempo benötigen wir hier in Deutschland knapp 10 Jahre um entsprechende Arzneimittelfabriken zu bauen. Wenn das Problem gelöst werden soll, muss auch innerhalb Europas enger zusammen gearbeitet werden. Wenn 440 Millionen Menschen zusammen den großen Markt der Europäischen Union nutzen, können wir vieles verändern", so Peter Liese zum Abschluss.